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#GovAfterShock: our digital future

In my research, I tend to focus more on the present than on the future. After all, I’m a sociologist, not a futurist. However, the present can tell us a lot about the future: our plans today indicate the future we are anticipating; our dreams today describe the future we are hoping for; our actions today contribute to creating the future that will be.

I’m not only a sociologist, but also a Internet researcher. The annual conference of AoIR (the Association of Internet Researchers), which has taken place during the past days and revived me to a point I am not able to put in words yet, was a stark reminder of that.

As society is, increasingly, also digital, so is our focus on digital futures: the ones we fear, the ones we create, and the ones we desire.

Following the beginning of the COVID-19 crisis in 2020, the OECD Observatory of Public Sector Innovation has created a global initiative called Government After Shock, inviting a global conversation on what we can learn from the COVID-19 crisis, what we want to keep, what we want to leave behind, and what we want do differently. The Bern University of Applied Sciences, together with Flux Compass (Hong Kong), contribute to #GovAfterShock with a workshop on the topic of Trust across borders.

The workshop on Nov 11, 2020, will invite us to stop and think about what we can learn from the COVID-19 crisis, and how we want to go forward with respect to our digital future. Its goal is to co-create a message to governments on the future we desire.

Organized and hosted by Angelina Dungga and Anna Simpson, the event includes two keynote inputs, one by Séverine Arsène and one by yours truly. I’m really excited about Dr. Arsène’s talk, because she will propose three directions for reflection, around concepts of scope, pace, and method: How much of our futures do we want to be digital? How fast, or slow, do we need to move towards our digital futures? And what kind of democratic procedures will ensure that we get the digital futures that we want?

In my own talk, I will present existing phenomena to show that people express their values and preferences in many ways. As I have already stated for this article on the Forum for the Future: To include civil society in policy-making also means actively accounting for the values and preferences of people whose voice may not usually be heard. I will therefore present some examples of what can we learn from today about a future that is desirable for civil society.

Because the future is, supposedly, already here, just not evenly distributed.

Event flyer, Bern Progr, 21.09.202., 19h30

Event: Freiheit & Digitalisierung (21. Sept., Bern)

Am Montag abend darf ich im Progr in Bern einige Themen meines Essays zum Thema Freiheit im digitalen Zeitalter aufgreifen und mit illustren Gästen darüber diskutieren. Ich habe sogar das Vergnügen, den Anlass mit einem Kurzreferat einzuleiten.

Wer kommt — und es würde mich natürlich sehr freuen, Dich/Euch/Sie dort zu sehen — kann mit Ausführungen zu diesen drei wichtigen Sätzen meines Fazits rechnen:

Freiheit im digitalen Zeitalter ist bedingt durch die Möglichkeit zur sowohl individuellen als auch kollektiven Selbstbestimmung. Dafür müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die in dieser Hinsicht auch echten Handlungsspielraum und Wahlfreiheit eröffnen. Ob diese vorhanden sind oder nicht hängt genauso, wenn nicht noch mehr, von der Gouvernanz wie von der Technologie ab, denn Organisationsstruktur, Entscheidungs- und Partizipationsprozesse sind mindestens ebenso wichtig wie technische Optionen und Implementierungen.

Diagnose: Ambivalenz. Freiheit im digitalen Zeitalter

“Freiheit” ist natürlich ein weiter Begriff. Deshalb lädt die Eventseite auch ein, einen eigenen Definitionsversuch zum Thema “Was ist Freiheit” zu verfassen.

Mein Beitrag stammt aus der Kurzbio des Buches, in welchem mein Essay erschienen war. (Er ist im Bild ersichtlich.)

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Eine Meinung zum Internet? Diskutiere mit am Swiss IGF 2020

Das Wichtigste zuerst: Am 28. September findet das Swiss Internet Governance Forum 2020 (kurz: Swiss IGF 2020) statt. Virtuell. Die Teilnahme steht allen offen, solange das Anmeldeformular bis am 22. September ausgefüllt wird.

Ursprünglich war das Swiss IGF 2020 für März 2020 geplant gewesen ¯\_(ツ)_/¯ Fantastischerweise konnte das ursprüngliche Programm in den grössten Teilen beibehalten werden, wenngleich die “Parallelsessionen” für die Online-Version mit Simultanübersetzung nun nicht mehr parallel laufen können.

Das Programm ist auf der Swiss IGF 2020 Seite zu finden.

Weitere Änderung zu vorherigen Swiss IGF sind vor allem logistischer Natur: Während in früheren Jahren die Anreise an den Durchführort erbracht werden muss, braucht es in diesem Jahr ein Gerät mit Internetanschluss. Und der Zmittag wird nun nicht offeriert.

Warum ich überhaupt darüber schreibe? Seit über einem Jahr engagiere ich mich freiwillig in der Kerngruppe des Swiss IGF, sozusagen das Organisationskommittee der Freiwilligen, die das Ganze gemeinsam auf die Beine stellen.

Als ich im Spätherbst 2018 zum ersten Mal persönlich Teil am Swiss IGF teilnahm, war ich von der Breite der Themen und teilnehmenden Stakeholder sofort begeistert. Da trafen sich Politikerinnen und Politiker, Bundesangestellte, Forschende, interessierte Leute aus der Zivilgesellschaft und aus der Privatwirtschaft, um zusammen über das Internet zu diskutieren. Die programmierten Themen reichten damals von Swiss-ID über Netzsperren bis hin zu Digital Health.

Diese Breite ist das erklärte Ziel des Swiss IGF (siehe: Über das Swiss IGF), und rege Debatten übrigens auch. Es sind zwar kurze Inputreferate vorgesehen, aber die Hauptzeit der Programmpunkte gehört dem Austausch.

Auch dieses Jahr wird das Swiss IGF spannend werden: Wir diskutieren über Bibliotheken, Digitale Kompetenzen in der Verwaltung, die Herausforderung Digitale Märkte und Internet-Plattformen uvm. Ich freue mich jetzt schon.

Swiss IGF 2020: Anmeldung bis am 22. September 2020.

Freiheit im digitalen Zeitalter

Copyright: hier+jetzt Verlag. Der folgende Essay entstand Anfang 2019 aufgrund einer Einladung, für ein Buch über Freiheit ein Kapitel zum Thema “Freiheit und Digitalisierung” beizusteuern (->pdf-Version). Die Wiedergabe des Texts hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Exakte Referenz: Jobin, A. 2019. “Diagnose: Ambivalenz. Freiheit Im Digitalen Zeitalter.” Pp. 109–119 in Freiheit, herausgegeben von M. L. Marti und J.-D. Strub. Baden: hier + jetzt.

Diagnose: Ambivalenz. Freiheit im digitalen Zeitalter

Im Frühjahr 1999 strahlte die BBC ein Interview mit David Bowie aus, in dem sich der Sänger unter anderem zum Thema Internet äusserte: «I don’t think we’ve even seen the top of the ice berg, I think the potential what the internet is going to do to society, both good and bad, is unimaginable. I think we’re actually on the cusp of something exhilarating and terrifying.»1 Bowie hat mit diesen Worten unwissentlich eine zwanzig Jahre später stattfindende Debatte vorweggenommen und beantwortet.

Still photo of David Bowie speaking to Jeremy Paxman on BBC Newsnight (1999)

Gut oder schlecht? Frei oder unfrei?

Tatsächlich finden auch heute noch viele Diskussionen zum Thema in binären Denkmustern statt: Sind neue Technologien gut oder schlecht? Bringt die Digitalisierung mehr Freiheiten oder schränkt sie uns ein? Eine Auslegeordnung fördert jeweils zahlreiche Beispiele für beide Seiten zutage. Einerseits können wir auf abrufbereite, noch nie dagewesene Mengen von Informationen zugreifen. Andererseits wissen wir immer weniger auswendig und überschätzen zudem unser Wissen. Einerseits sind viele Arbeitende vor allem des tertiären Sektors mobiler und flexibler. Andererseits verwischt sich die Grenze zwischen Arbeit und Beruf immer mehr, was zusätzlichen Druck schaffen kann. Das Beispiel-Pingpong könnte so unendlich lange fortgesetzt werden. Wirklich produktiv erscheint mir dies allerdings nicht. Viel spannender und wichtiger, als einer Antwort in schwarz oder weiss nachzugehen, sind die Fragen, unter welchen Umständen die Digitalisierung Freiheit fördert, und von welcher Art Freiheit die Rede ist. Denn – wie das BBC-Publikum schon vor zwei Jahrzehnten erfahren konnte – Internet bringt Gutes und Schlechtes, Erfreuliches und Erschreckendes.

Der Journalist schien damals mit Bowies Aussage überfordert. Es sei doch nur ein Instrument, «it’s just a tool though», entgegnete er. Eine Auffassung, die ich selbst auch schon oft gehört habe, am prominentesten in Form der Messeranalogie an hippen Technologiekonferenzen: Ein Messer sei neutral, es komme bloss darauf an, ob es als Küchenutensil oder als Mordwaffe Continue reading

Anna in action 2019: vom Swiss Economic Forum zur Business Innovation Week

Nachderm ich im Herbst 2018 aus den Vereinigten Staaten zurück in die Schweiz gezogen bin, dachte ich, ich würde mich nun wieder langsam an mein neues altes Zuhause gewöhnen und alles ein bisschen ruhiger angehen. So im Sinne von Work-Life-Balance und so. Wenn ich nun aber auf dieses Jahr zurückschaue merke ich, dass viel mehr los war als ich eigentlich vorhatte — und dass mir dabei pudelwohl war. “Ruhig angehen” scheint nicht unbedingt mein Ding zu sein…

Zusätzlich zu meiner Forschung und anderen arbeitsrelevanten Verpflichtungen habe ich nämlich begonnen, mich aktiver (und auch ohne direktes Forschungsimperatif) für Schweizer Wirschafts- und Innovationinitiativen zu interessieren. Denn homogene Umfelder sind selten förderlich, und Brücken bauen ist enorm wichtig. Daher nun diese persönliche, in einem Bereich fokussierte Zusammenfassung von 2019:

Swiss Economic Forum & Swiss Innovation Forum

Dank persönlicher Empfehlungen (merci!) und meiner Affinität für die sozialen Aspekte algorithmischer Systeme hatte ich die Gelegenheit, an beiden Foren in privilegierter Rolle teilzunehmen. Da es sich beide Male um sogenannte “closed door” Events handelte kann ich hier leider nicht viel mehr mitteilen.

Aber einen öffentlichen Tweet einbinden darf ich schon, oder? ;)

Sowohl inhaltlich wie auch hinsichtlich der Teilnehmenden waren dies zwei überaus spannende Anlässe.

Shift 2019

Foto: Louis Rafael Rosenthal

An der Shift dreht sich alles um digital Ethik im Privatsektor. 2019 war die erste Ausgabe dieser Konferenz (und die Daten für 2020 stehen bereits fest). Auch wenn ich im Februar nicht in Topform war konnte ich persönlich doch viel von dieser einzigartigen Konferenz im deutschsprachigen Raum mitnehmen

Online Marketing Konferenz

An der Online Marketing Konferenz durfte ich über Datenethik sprechen und darüber, welche Ansätze heute wirklich innovativ wären… A propos Datenethik: welche Metapher ist wohl im obigen Bild illustriert? (Und a propos Metaphern: Mein Beitrag war stark inspiriert von der tollen Analyse von Metaphern der beiden sozialwissenschaftlichen Internetresearcher Luke Stark und Anna Lauren Hoffmann, deren wissenschaftliche Publikation hier und ein vielleicht etwas zugänglicherer Artikel hier gelesen werden können.)

Connecta

Auch an der Connecta liess man mich über Datenethik und Innovation sprechen. Was mich besonders freute: mein Vortrag fand im Claude-Nicollier-Raum statt.

Auf dem Foto sieht man Claude Nicollier leider nicht, da er zwar auch auf der Mauer aber weiter rechts von mir abgebildet ist.

Business Innovation Week

An der Business Innovation Week sass ich zusammen mit zwei Grünliberalen und einem Microsoftangestellten in einem Panel mit einem eher merk-würdigen Namen und brachte alle drei zum Lachen.

Photo: Andreas Kriesi (via FB)

Was ich sagte, und warum ich meine Hand ausstreckte, weiss ich nicht mehr. Aber ich erinnere mich, dass vor dem Panel Andy Fitze einen tollen Vortrag über die Komplementarität von AI und Menschen hielt. (Andy, das Bild der “smartest” Kreuzung als Steigerung einer “smarten” Kreuzung hab ich immer noch im Kopf!)

Mal schauen, was 2020 in diesem Bereich so bringen wird… Bring it on!

Digitalkompetenzen im Kontext (uvm)

Am 8. Mai 2019 durfte ich auf Einladung der EMEK/COFEM (der eidgenössischen Medienkommission, resp. der commission fédérale des médias) zusammen mit Friederike Tilemann den ersten Drittel eines überaus spannenden Nachmittagsprogramms zum Thema “Streamingdienste und Plattformen: Herausforderungen für Medien & Öffentlichkeit” bestreiten. Wir thematisierten Medien- und Digitalkompetenzen, danach sprachen Judith Möller und Sébastien Noir über die Relevanz von Algorithmen, und zuletzt widmeten sich Natascha Just und Wolfgang Schulz dem Thema Gouvernanz. Der Anlass war öffentlich und gut besucht. Im Folgenden nun ein subjektiver Allerkürzestbericht meinerseits, einschliesslich einer — wie ich doch hoffe — lesefreundlichen Version meiner Eingangspräsentation. Denn, wie heisst es so schön: sharing is caring.

Nach den Grussworten des EMEK/COFEM-Präsidenten Otfried Jarren stellte Manuel Puppis den derzeitigen Stand des Arbeitspapiers der Kommission vor. Die Erkenntnisse des Tages sollen in die bevorstehende neue Version des Dokuments einfliessen. Dies habe, zusammen mit dem Wille zur Förderung des öffentlichen Dialogs, den heutigen Anlass motiviert. Danach teilte Friederike Tilemann ihr Expertenwissen über Medienkompetenzen: gerade Heranwachsende brauchen sowohl Kompetenzen als auch Schutz, um gewinnbringend mit Medien umgehen zu können. Und erstere beinhalten nicht nur Nutzung, sondern auch Wissen, Kritikvermögen, reflektiertes Handeln und Gestaltungsfähigkeit.

Dadurch wurde mir natürlich ganz komfortabel ein Ball zugespielt, den ich nun ins Feld der Digitalisierung bringen konnte. Denn das meiste, was bisher zu Medienkompetenzen gesagt worden ist, bleibt wichtig und relevant. [Das ist übrigens auch aus Genners “Kompetenzen und Grundwerte im digitalen Zeitalter” ersichtlich.] Ich biete keinen Widerspruch sondern Ergänzung an.

Meine Präsentation ging ebenfalls auf die Frage ein, wie mit digitalen Medien umgegangen werden kann, aber aus einer etwas andern Perspektive. Mein Hintergrund ist einerseits in Soziologie, Volkswirtschaft und Wirtschaftsinformatik, andererseits bringe ich durch meine Vergangenheit als selbständige Social Media Beraterin auch praktische Erfahrungen mit. Untenstehend nun meine Folien — die ich, um der Mehrsprachigkeit der Schweiz an diesem gesamtschweizerischen Anlass wenigstens halbwegs gerecht zu werden, auf französisch verfasst hatte — sowie ein ungefähres Transkript meiner 10minütigen Präsentation, angereichert mit Klammerbemerkungen und ein paar Links. Continue reading

SGS-SSS: Call for papers // Appel à contributions

Tl;dr (in English): Together with a brilliant colleague of mine I organize a panel at the Congress of the Swiss Sociological Association (held in Zurich, June 21-23) about the political dimensions of digital platforms. Please consider contributing in English, German or French by February 20, 2017.

Cf. plus bas pour la version française.

Alle zwei Jahre findet der Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie statt, das nächste Mal am 21.-23. Juni in Zürich. Zusammen mit Loïse Bilat organisiere ich dort einen akademischen Workshop zum Thema der Informationsfragmentierung aus soziotechnischer Sicht. Der Workshop ist aus der Konvergenz unserer Forschungsinteressen heraus entstanden, denn meine Kollegin ist spezialisiert auf die Analyse ideologisches Gedankenguts, insbesondere der neoliberalen Ideologie. Dazu laden wir interessierte Forschende ein, ihre Ergebnisse und/oder Überlegungen auf englisch, deutsch oder französisch vorzustellen und zu diskutieren.

Common-Good-and-Self-Interest-Sociology-Switzerland-Conference

Hier unser “call for contributions”:

Politische Dimensionen digitaler Plattformen: ein soziotechnischer Ansatz der Informationsfragmentierung

Stichworte: Soziotechnik, STS, Medienepistemologie, Politische Soziologie, Ideengeschichte

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