Author Archives: Anna Jobin

About Anna Jobin

I like considering the bigger picture while keeping in mind that details matter.

99 brilliant women in AI ethics… and I

I have just found out that I have been named one of 100 brilliant women in AI ethics. The Women in AI Ethics (WAIE) list is a global “list of 100 brilliant and inspiring women” issued once a year, and of course I am honored by the nomination. But I am even more thrilled by the fantastic company I find myself in. I mean: I am on the same list as danah boyd. Gina Neff. Anna Lauren Hoffmann. Abeba Birhane. And I could go on. Ninety-nine outstanding experts and amazing role-models from all over the world… and I.

It is a vertiginuous feeling. My ambiguity towards “AI ethics” are not exactly helpful here. (But as AI ethics seems definitely have become a thing, I should perhaps just embrace it, and drop the scare quotes?) Add to that my ambiguity towards top-ranking lists of any kind — the sociologist in me tends to be more curious about e.g. the categorization criteria and selection processes than the outcome…

Then again, it is Sunday morning, before my first coffee. And I have just been named a brilliant women in AI ethics among great company. I guess I’ll take it. :)

Das Sozialwesen und die Digitalisierung am Hack4SocialGood

Die Digitalisierung betrifft immer stärker immer mehr Lebensbereiche. Nicht überall jedoch ist die Digitalisierung mit ihren Eigenheiten, Möglichkeiten und Herausforderungen gleich bekannt. Und umgekehrt kennen sich auch jene mit Digitalisierungsexpertise nicht automatisch in allen Lebensbereichen aus. Diese Differenzen gilt es auszugleichen, und die Berner Fachhochschule (BFH) leisted mit der Organisation von Hack4SocialGood einen Beitrag genau dazu.

Warum ich darüber schreibe? Der Zufall will es, dass ich exakt einen Monat nach meiner Inputkeynote für #GovAfterShock wieder an die BFH zurückkehren darf. (Nur theoretisch, natürlich — coronabedingt findet auch dieser Anlass online statt.) Dieses Mal mit einem Kurzvortrag zum Thema “Digitale Ethik” bei ebendiesem Anlass: Hack4SocialGood.

Es handelt sich hierbei um einen Innovationsworkshop für eine inklusive Digitalisierung in der Form eines Hackathons, unterstützt von der Open Knowledge Foundation, Sozialinfo.ch, der Universität Bern, Caritas Schweiz und Innosuisse. Die Anmeldefrist läuft noch bis zum 06. Dezember 2020.

Illustrationsfoto des Events (von https://www.bfh.ch/de/aktuell/veranstaltungen/hack4socialgood/ )

Auf dem Blog Knoten & Maschen findet sich ein aufschlussreiches Interview zum Event, das auch mehr Informationen und Hintergründe liefert. Die Eventwebseite ist hier: https://www.bfh.ch/de/aktuell/veranstaltungen/hack4socialgood/.

Hack4SocialGood kann spannend sein für Menschen sowohl aus dem sozialen Umfeld wie auch für jene mit Expertise in Innovation und digitaler Technologie. Der Anlass selber ist ein Kooperationsprojekt der drei Departemente Soziale Arbeit, Wirtschaft sowie Technik und Informatik. Ich bin selber gespannt auf die Ergebnisse, die dank solcher Synergien entstehen werden. Denn die Digitalisierung geht einerseits alle etwas an und kann andererseits auch von allen etwas lernen.

#GovAfterShock: our digital future

In my research, I tend to focus more on the present than on the future. After all, I’m a sociologist, not a futurist. However, the present can tell us a lot about the future: our plans today indicate the future we are anticipating; our dreams today describe the future we are hoping for; our actions today contribute to creating the future that will be.

I’m not only a sociologist, but also a Internet researcher. The annual conference of AoIR (the Association of Internet Researchers), which has taken place during the past days and revived me to a point I am not able to put in words yet, was a stark reminder of that.

As society is, increasingly, also digital, so is our focus on digital futures: the ones we fear, the ones we create, and the ones we desire.

Following the beginning of the COVID-19 crisis in 2020, the OECD Observatory of Public Sector Innovation has created a global initiative called Government After Shock, inviting a global conversation on what we can learn from the COVID-19 crisis, what we want to keep, what we want to leave behind, and what we want do differently. The Bern University of Applied Sciences, together with Flux Compass (Hong Kong), contribute to #GovAfterShock with a workshop on the topic of Trust across borders.

The workshop on Nov 11, 2020, will invite us to stop and think about what we can learn from the COVID-19 crisis, and how we want to go forward with respect to our digital future. Its goal is to co-create a message to governments on the future we desire.

Organized and hosted by Angelina Dungga and Anna Simpson, the event includes two keynote inputs, one by Séverine Arsène and one by yours truly. I’m really excited about Dr. Arsène’s talk, because she will propose three directions for reflection, around concepts of scope, pace, and method: How much of our futures do we want to be digital? How fast, or slow, do we need to move towards our digital futures? And what kind of democratic procedures will ensure that we get the digital futures that we want?

In my own talk, I will present existing phenomena to show that people express their values and preferences in many ways. As I have already stated for this article on the Forum for the Future: To include civil society in policy-making also means actively accounting for the values and preferences of people whose voice may not usually be heard. I will therefore present some examples of what can we learn from today about a future that is desirable for civil society.

Because the future is, supposedly, already here, just not evenly distributed.

Event flyer, Bern Progr, 21.09.202., 19h30

Event: Freiheit & Digitalisierung (21. Sept., Bern)

Am Montag abend darf ich im Progr in Bern einige Themen meines Essays zum Thema Freiheit im digitalen Zeitalter aufgreifen und mit illustren Gästen darüber diskutieren. Ich habe sogar das Vergnügen, den Anlass mit einem Kurzreferat einzuleiten.

Wer kommt — und es würde mich natürlich sehr freuen, Dich/Euch/Sie dort zu sehen — kann mit Ausführungen zu diesen drei wichtigen Sätzen meines Fazits rechnen:

Freiheit im digitalen Zeitalter ist bedingt durch die Möglichkeit zur sowohl individuellen als auch kollektiven Selbstbestimmung. Dafür müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die in dieser Hinsicht auch echten Handlungsspielraum und Wahlfreiheit eröffnen. Ob diese vorhanden sind oder nicht hängt genauso, wenn nicht noch mehr, von der Gouvernanz wie von der Technologie ab, denn Organisationsstruktur, Entscheidungs- und Partizipationsprozesse sind mindestens ebenso wichtig wie technische Optionen und Implementierungen.

Diagnose: Ambivalenz. Freiheit im digitalen Zeitalter

“Freiheit” ist natürlich ein weiter Begriff. Deshalb lädt die Eventseite auch ein, einen eigenen Definitionsversuch zum Thema “Was ist Freiheit” zu verfassen.

Mein Beitrag stammt aus der Kurzbio des Buches, in welchem mein Essay erschienen war. (Er ist im Bild ersichtlich.)

Continue reading

Eine Meinung zum Internet? Diskutiere mit am Swiss IGF 2020

Das Wichtigste zuerst: Am 28. September findet das Swiss Internet Governance Forum 2020 (kurz: Swiss IGF 2020) statt. Virtuell. Die Teilnahme steht allen offen, solange das Anmeldeformular bis am 22. September ausgefüllt wird.

Ursprünglich war das Swiss IGF 2020 für März 2020 geplant gewesen ¯\_(ツ)_/¯ Fantastischerweise konnte das ursprüngliche Programm in den grössten Teilen beibehalten werden, wenngleich die “Parallelsessionen” für die Online-Version mit Simultanübersetzung nun nicht mehr parallel laufen können.

Das Programm ist auf der Swiss IGF 2020 Seite zu finden.

Weitere Änderung zu vorherigen Swiss IGF sind vor allem logistischer Natur: Während in früheren Jahren die Anreise an den Durchführort erbracht werden muss, braucht es in diesem Jahr ein Gerät mit Internetanschluss. Und der Zmittag wird nun nicht offeriert.

Warum ich überhaupt darüber schreibe? Seit über einem Jahr engagiere ich mich freiwillig in der Kerngruppe des Swiss IGF, sozusagen das Organisationskommittee der Freiwilligen, die das Ganze gemeinsam auf die Beine stellen.

Als ich im Spätherbst 2018 zum ersten Mal persönlich Teil am Swiss IGF teilnahm, war ich von der Breite der Themen und teilnehmenden Stakeholder sofort begeistert. Da trafen sich Politikerinnen und Politiker, Bundesangestellte, Forschende, interessierte Leute aus der Zivilgesellschaft und aus der Privatwirtschaft, um zusammen über das Internet zu diskutieren. Die programmierten Themen reichten damals von Swiss-ID über Netzsperren bis hin zu Digital Health.

Diese Breite ist das erklärte Ziel des Swiss IGF (siehe: Über das Swiss IGF), und rege Debatten übrigens auch. Es sind zwar kurze Inputreferate vorgesehen, aber die Hauptzeit der Programmpunkte gehört dem Austausch.

Auch dieses Jahr wird das Swiss IGF spannend werden: Wir diskutieren über Bibliotheken, Digitale Kompetenzen in der Verwaltung, die Herausforderung Digitale Märkte und Internet-Plattformen uvm. Ich freue mich jetzt schon.

Swiss IGF 2020: Anmeldung bis am 22. September 2020.

Panel participation at the EASST/4S 2020 conference in virPrague (Aug 20)

Tomorrow (from where I am writing this) I will present some of my research at the joint conference of the European Association for the Study of Science and Technology and the Society for Social Studies of Science (4S). Originally planned in Prague from Aug 18-21, COVID-19 has made the conference move to virPrague, i.e. online. Unfortunately I had to miss out on the first day of the conference, but today I had the chance of attending a few presentations, all excellent by the way. I love to learn what others are working on and get new perspectives. Therefore, I am glad that I will again be able to be part of “my” conferences this autumn (also looking at you, AoIR2020). Despite the particular circumstances it is clear to me that virConference is always better than noConference.

More than anything else I owe my active participation at the EASST/4S 2020 conference to two fantastic scholarly colleagues. Elinor Carmi and Dan Kotilar masterfully responded to the conference theme “Locating and Timing Matters: Significance and Agency of STS in Emerging Worlds” by putting together a wonderful panel about “Contextualizing Algorithms in Time and Space” that I would want to attend even if I were not presenting. From the summary:

[W]hile the power of algorithms is unquestionably global, the exact temporal and spatial trajectories through which algorithms operate, and the specific socio-cultural contexts from which they arise, have been largely overlooked. This panel aims to address these gaps, and uncover the complex spatio-temporal contexts through which algorithms operate. We will ask: What is the role of locality, temporality, and culture in the creation and implementation of algorithms? How algorithms become localised to create ‘personalized’ experiences? What types of data are being used to contextualize people’s lives through platforms? and what gets filtered out in the process of datafication, and why?

Together with Taina Bucher (because, yes, I forgot to mention: the brilliant Taina Bucher is also part of our panel) we will talk about Facebook, Google, and a user-profiling company, about personalizing, profiling, and targeting, and about structures, timing, and practices. I am looking forward to it — if you intend to join, please say hi :)

Although half of the conference is already over, the program of the next two days is still extremely rich. Are you attending EASST4S and would like some pointers? Please let me recommend the following panels and presentations by my STS Lab/STS-CH colleagues from Switzerland and my ex-colleagues from S&TS Cornell (apologies in advance to anyone I may have overlooked):

Thursday morning starts with food: at 10am (all times are Prague local times, i.e. CEST) you could attend The Follies of Scaling-up Processed Foods in India or Logics of Food Consumption, Choice and Politics on Digital Media, then Commercial and Temporal Logics of Digital Food at 12pm. In the afternoon, perhaps peek in on Comm Scholars in STS – Making it work as an interdisciplinary scholar before attending Locating And Timing Matters Of Attention Through Wikipedia: Technical, Epistemological And Political Considerations. (Re:the latest session, you need to know that it will be held in a flipped format, so you need to engage with the presentations beforehands.) At 8pm, in case you are not attending our panel, there are still at least two more Swiss STS presentations on offer: Charting the Political Epistemologies of Epigenetics and DOHaD and Architectonic Studies of Radio Signals: Reorganizing Archives of Data/Natures In Their Own Terms.

Friday starts at 10am with: New Patient’s Definition Shaped by Preventive Properties of HIV Drugs. At noon, there is Articulating Politics with Design and Technology: Public Space, Computation and Commoning, and a little later Scaling a “global music platform”: secret gigs, live music and the platform metaphor. At the end of the last conference day, a last difficult choice: between Another Type of Precision Oncology? Knowledge Production within a Platform of Cancer Immunotherapy in Switzerland, Cures, Harms & Medical Authority: Animating Side-Effects As Modes Of Resistance In Hepatitis C-Treatments and Locating South Asia in Social Studies of Science and Technology. All interesting, all relevant, although not necessarily linked to my immediate research topic. But even if I had to choose which session to attend based on topic or research area, I would hardly manage to come up with a satisfying schedule: there are so many parallel sessions happening! Impossible to attend everything I am interested in — just like with in-person conferences.

However, unlike in-person conferences there will be recordings available, it seems… great news!

Freiheit im digitalen Zeitalter

Copyright: hier+jetzt Verlag. Der folgende Essay entstand Anfang 2019 aufgrund einer Einladung, für ein Buch über Freiheit ein Kapitel zum Thema “Freiheit und Digitalisierung” beizusteuern (->pdf-Version). Die Wiedergabe des Texts hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Exakte Referenz: Jobin, A. 2019. “Diagnose: Ambivalenz. Freiheit Im Digitalen Zeitalter.” Pp. 109–119 in Freiheit, herausgegeben von M. L. Marti und J.-D. Strub. Baden: hier + jetzt.

Diagnose: Ambivalenz. Freiheit im digitalen Zeitalter

Im Frühjahr 1999 strahlte die BBC ein Interview mit David Bowie aus, in dem sich der Sänger unter anderem zum Thema Internet äusserte: «I don’t think we’ve even seen the top of the ice berg, I think the potential what the internet is going to do to society, both good and bad, is unimaginable. I think we’re actually on the cusp of something exhilarating and terrifying.»1 Bowie hat mit diesen Worten unwissentlich eine zwanzig Jahre später stattfindende Debatte vorweggenommen und beantwortet.

Still photo of David Bowie speaking to Jeremy Paxman on BBC Newsnight (1999)

Gut oder schlecht? Frei oder unfrei?

Tatsächlich finden auch heute noch viele Diskussionen zum Thema in binären Denkmustern statt: Sind neue Technologien gut oder schlecht? Bringt die Digitalisierung mehr Freiheiten oder schränkt sie uns ein? Eine Auslegeordnung fördert jeweils zahlreiche Beispiele für beide Seiten zutage. Einerseits können wir auf abrufbereite, noch nie dagewesene Mengen von Informationen zugreifen. Andererseits wissen wir immer weniger auswendig und überschätzen zudem unser Wissen. Einerseits sind viele Arbeitende vor allem des tertiären Sektors mobiler und flexibler. Andererseits verwischt sich die Grenze zwischen Arbeit und Beruf immer mehr, was zusätzlichen Druck schaffen kann. Das Beispiel-Pingpong könnte so unendlich lange fortgesetzt werden. Wirklich produktiv erscheint mir dies allerdings nicht. Viel spannender und wichtiger, als einer Antwort in schwarz oder weiss nachzugehen, sind die Fragen, unter welchen Umständen die Digitalisierung Freiheit fördert, und von welcher Art Freiheit die Rede ist. Denn – wie das BBC-Publikum schon vor zwei Jahrzehnten erfahren konnte – Internet bringt Gutes und Schlechtes, Erfreuliches und Erschreckendes.

Der Journalist schien damals mit Bowies Aussage überfordert. Es sei doch nur ein Instrument, «it’s just a tool though», entgegnete er. Eine Auffassung, die ich selbst auch schon oft gehört habe, am prominentesten in Form der Messeranalogie an hippen Technologiekonferenzen: Ein Messer sei neutral, es komme bloss darauf an, ob es als Küchenutensil oder als Mordwaffe Continue reading